Tierische Duftstoffe

Tierische Duftstoffe

Tierische Duftstoffe in Parfüm
Tierische Duftstoffe kommen in unzähligen Parfums zum Einsatz und verleihen dem Parfüm das gewisse Etwas. Meist handelt es sich dabei um intensiv duftende Sekrete vom Tier, welche in der Natur als Sexuallockstoff dienen. In unserem heutigen Artikel erfahren Sie mehr über die Tiersekrete und Ausscheidungen wie Amber, Bibergeil, Walkotze, Moschus und Zibet, die in der richtigen Dosierung einfach großartig duften.

Tierische Duftstoffe dienen als Lockstoffe

Mit dem Gedanken, dass ein Parfüm tierische Sekrete enthält, kann sich nicht jeder Parfümliebhaber anfreunden. Einerseits, weil Ekelgefühle aufkommen können, weil viele Menschen ein Problem haben mit Körperflüssigkeiten und Körpersekreten. Andererseits, weil die Gewinnung tierischer Duftsekrete die Ausbeutung der Tiere bedeuten kann.

So werden tierische Duftstoffe gewonnen

Im Bereich der Haute Parfumerie werden nach wie vor echte tierische Riechstoffe eingesetzt. Daher möchten wir nachfolgend darüber berichten, wie die Duftsubstanzen gewonnen werden. Hier erfahren Sie, welche tierischen Duftnoten von welchem Tier stammen und um was es sich dabei genau handelt.

Vorab: Falls Sie die Vorstellung eklig finden, dass sich in Ihrem Parfüm tierische Duftstoffe befinden könnten, geben wir gleich Entwarnung. Während noch vor einigen Jahrzehnten sehr häufig kostbare tierische Duftstoffe tatsächlich vom Tier gewonnen wurden, kommen heute kaum noch echte Sekrete zum Einsatz, da auch bei Parfüm der Trend hin zu veganen Produkten und Vermeidung von Tierleid geht. Insesondere in günstigen Parfums und Mainstream-Düften können Sie davon ausgehen, dass sich darin keine teuren Tiersekrete befinden.

Die Gerüche der überaus wirksamen Lockstoffe werden heute im Labor nachempfunden und es kommen synthetische Duftbausteine zum Einsatz.

Tierische Duftstoffe werden durch synthetische Duftbausteine ersetzt

Die Vorstellung, dass Tiere für die Herstellung von Parfüms leiden müssen und ausgebeutet werden, ist alles andere als schön. Allerdings waren ausgerechnet diese Duftbausteine oftmals das Erfolgsgeheimnis der bekanntesten Parfums weltweit. Doch aus diversen Gründen kommen tierische Duftstoffe kaum noch in der Parfümindustrie zum Einsatz. Zwar geht damit ein gewisser Qualitätsverlust bei Parfums einher. Aber angesichts der Vermeidung von Tierleid ist dieser Trend zu begrüßen.

Verzicht auf tierische Sekrete für weniger Tierleid

Aus ethischen Gründen und um die Tiere zu schonen, wird heute nach Aussage der Parfümindustrie auf synthetisch hergestellte Duftbausteine zurückgegriffen, welche tierische Duftstoffe ersetzen. Bei der Herstellung der synthetischen Duftbausteine werden die Gerüche tierischer Duftstoffe analysiert und im Labor nachgebaut.

Die „echten“ Duftnoten stammen ursprünglich aus dem Tierreich und wurden über mehrere hundert Jahre zur Parfümherstellung eingesetzt. Für die Herstellung von Parfüm und Eau de Toilette kamen so beispielsweise Amber und Moschus, Zibet sowie Bibergeil, auch als Castoreum bezeichnet, zum Einsatz. Sie haben in der Parfümherstellung lange Tradition. Dabei handelt es sich um tierische Riechstoffe, die einem Parfüm eine ganz außergewöhnliche Duftnote verleihen.

Inwieweit die Aussage stimmt, dass bei der Herstellung von Parfüm vornehmlich aus ethischen Gründen eher zu synthetischen als zu tierischen Duftstoffen gegriffen wird, darf hinterfragt werden. Denn es gibt einen weiteren Grund, der hauptsächlich in der Wirtschaftlichkeit zu finden sein dürfte.

Wertvolle seltene Tiersekrete wirken sich auf den Parfümpreis aus

Da der natürliche Vorrat an Tiersekreten begrenzt und mitunter nur schwer gewinnbar ist, gelten diese als wertvoll und selten. Heute bemüht man sich in der Parfümindustrie um eine synthetische Herstellung dieser Duftnoten. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass Zibetkatze, Moschushirsch und andere Tiere keinen Schaden nehmen, wenngleich es vor allem aber auch Kostengründen und Gewinnabsichten geschuldet sein dürfte, die Tiere zu verschonen.

Synthetik-Bausteine günstiger als echte Tiersekrete

Synthetische Duftbausteine lassen sich preisgünstig herstellen. Dadurch wird die Marge beim Parfümverkauf signifikant gesteigert. Darüber hinaus lassen sich kaum ausreichend tierische Duftstoffe gewinnen, um den hohen Bedarf der Parfümindustrie abdecken zu können.

Nur synthetische Ersatzstoffe decken Bedarf zuverlässig

Ein gutes Beispiel ist „Walkotze“ (Amber), die sich nicht gewinnen lässt. Werden die kostbaren Klumpen im Meer oder am Strand gefunden, ist dies lediglich Zufall. Es ist somit immer ungewiss, in welchen Mengen Amber überhaupt auf dem Rohstoffmarkt verfügbar ist.

Synthetik-Noten vs. echte tierische Duftstoffe

Letztlich begrüßen wir es sehr, aus welchen Gründen auch immer, nur noch wenige tierische Duftstoffe in Parfums Anwendung finden. Die künstlich hergestellten Riechstoffe mit den Gerüchen der Drüsensekrete kommen dem Original aus der Tierwelt sehr nahe, so dass für uns Parfümbegeisterte die synthetischen Riechstoffe kaum auszumachen sind, so sie hochwertig im Labor hergestellt werden.

Tierische Duftstoffe verleihen Parfüm betörenden Duft

Erotische Reize durch tierische Duftstoffe

Jede Duftnote dieser Art verströmt dabei einen warmen und eindringlichen Duft. Häufig werden die tierischen Duftstoffe auch mit erotisierenden Reizen von Pheromonen verbunden, da die meisten Sekrete einen wichtigen Teil des Körpergeruchs darstellen, der sich positiv auf die Partnerwahl auswirken kann. Ein vorsichtiger Umgang damit ist unerlässlich, da die Duftnoten olfaktorisch als äußerst dominant einzustufen sind.

Die perfekte Duftentwicklung ist bereits mit einer sehr geringen Menge an Parfümöl gewährleistet und darüber hinaus muss auch der Parfümeur beim Komponieren einer neuer Duftessenz eine dezente Dosierung der entsprechenden Riechstoffe finden. Tierische Duftstoffe alleine haben beim Riechen daran keine angenehmen Duft, sondern sie geben sich penetrant und unangenehm.

Tierische Duftstoffe riechen nur in der richtigen Dosierung wunderbar

Ein hoher Anteil der tierischen Sekrete wie Bibergeil oder Zibet erinnern eher an einen intensiven bis strengen Körpergeruch und werden als stinkend wahrgenommen. Zibet wird aufgrund des charakteristischen Geruchs oft als „Katzenpipi“ bezeichnet. Ebenso wird der Geruch von Amber und Moschus als unangenehm empfunden, wenn man an der puren Substanz riecht.

Erst durch sehr starke Verdünnung und das Hinzufügen weiterer Duftbausteine entwickeln tierische Duftstoffe ihren wunderbaren Duft. Nur in der richtigen Dosierung enthalten die Drüsensekrete jene wunderbare Duftnuance, die positiv unser Geruchsempfinden ansprechen und dafür sorgen, dass uns ein Parfüm mit eben jenen tierischen Duftstoffen gefällt und es uns auf sinnliche Weise betört.

Amber mit Harz - wunderbar balsamischer Geruch

Tierische Duftstoffe: Drüsensekrete in der traditionellen Herstellung

Moschus, Amber, Bibergeil, Zibet – diese Duftbausteine sind bei erfahrenen Parfumos beliebt und dafür bekannt, einem Parfüm eine wunderschöne Duftnote zu verleihen. Doch die kostbaren Zutaten für edle Parfüms bedeuten oft auch ein großes Leid für die Tiere, von denen die Sekrete abstammen.

Von Walkotze und tierischen Sekreten zum lieblichen Riechstoff

Bevor die tierischen Drüsensekrete auf synthetische Weise hergestellt wurden, war lange Zeit unbekannt, woher die Stoffe stammen. Vor allem Amber, auch als Ambra bezeichnet, gilt dabei als besonders kostbar. Ein Gramm Amber kostet etwa 19 Euro und ist damit etwa halb so teuer, wie ein Gramm Gold. Bei Amber handelt sich jedoch hierbei nicht um ein tierisches Sekret wie etwa Zibet oder Moschus.

Was ist Amber?

Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ist bekannt, dass Amber eine Ausscheidung des Pottwals ist. Von vielen Parfümbegeisterten völlig unkonventionell als Walkotze bezeichnet, weil die Substanz in weichem Zustand entweder erbrochen oder abgekotet wird. Das Ambra wird vermutlich im Körper der Pottwale als Abwehrreaktion auf Verletzungen gebildet, indem Darmsteine entstehen. Die Darmsteine werden ausgeschieden und schwimmen im Ozean.

Wie entsteht der sinnliche Geruch von Amber?

Es setzt eine chemische Reaktion an der Meeresoberfläche ein, während die Amberklumpen durch das Meer treiben. So entstehen Amberkörper, die durch Ebbe und Flut ans Ufer gespült werden und erst in vielen Jahren eine Entwicklung von einem unangenehmen Geruch zu einem lieblichen Wohlduft erreichen.

Bei der Verwendung von Amber zur Parfümherstellung bestehen keinerlei ethische Bedenken, da hier keine Ausbeutung des Wals stattfindet. Wale scheiden Amberklumpen eigenständig aus, dem Wal wird also kein Tierleid zugefügt.

Wird zufällig im Ozean schwimmendes oder an die Küste angespültes Amber gefunden, kann dies teuer an die Parfümindustrie verkauft werden – insofern das kostbare Gold des Ozeans überhaupt als Amber erkannt wird.

Moschus – stark riechendes Sekret von männlichem Moschustier

Noch deutlich beliebter ist Moschusduft, der aus den Moschusbeuteln des Rotwilds in Asien gewonnen wurde. Düfte mit Moschus werden als sehr angenehm empfunden – je nach Zusammensetzung des Sekrets mit anderen Riechstoffen.

Der Moschushirsch ist vornehmlich in Bergwäldern anzutreffen. Den weiblichen Tieren wurde zur Gewinnung von Moschus die Brunftdrüse entfernt. Die entfernte Brunftdrüse des weiblichen Moschustieres wurde getrocknet um an das von den männlichen Tieren stammende Moschus zu gelangen, welches als Lockstoff für die Moschustiere dient.

Bei der Gewinnung von Moschus wurden Tiere gequält und ausgebeutet. Insofern ist es sehr zu begrüßen, dass es heute kaum noch Parfums mit echtem Moschus gibt.

Zibet – dickflüssiges Sekret aus der Perianaldrüse der Zibetkatze

Auch Zibet wird aus Drüsentaschen von Tieren gewonnen. Echtes Zibet stammt allerdings von den Zibetkatzen und wurde ebenfalls durch Quälen der Tiere gewonnen. Mit einem Löffel wurden die Drüsentaschen geleert und anschließend gereinigt. Zibet ähnelt vom Geruch her dem Moschus, wenn das Sekret stark verdünnt wird.

Wie riecht Zibet in Parfüm?

Wird das tierische Sekret nicht verdünnt, möchte man sich dem Zibet gewiss nicht mit der Nase nähern. Unverdünnt stinkt es und ähnelt sehr stark dem unangenehmen Geruch von Katzenurin. Fein dosiert wirkt der Geruch von Zibet anziehend und erotisierend.

Tierisches Sekret aus Analdrüse

Auch heute noch wird leider natürliches Zibet aus der Analdrüse der Zibetkatze gewonnen. In Gefangenschaft lebenden Zibetkatzen werden einmal die Woche auf zuvor beschriebene Weise die Drüsentaschen entleert, um den tierischen Duftstoff zu gewinnen.

Glücklicherweise wird inzwischen überwiegend die synthetisch nachgebaute Variante  von Zibet in Parfums eingesetzt wird. Parfüm mit Zibet haben wir Ihnen bereits hier vorgestellt.

Das Damenparfüm Shalimar von Guerlain

Bibergeil – Drüsensekret des Bibers

Der Name Bibergeil steht für´s Programm und auch bei dem Sekret handelt es sich um einen Lockstoff, der in der Tierwelt für die Partnersuche unverzichtbar ist. Bibergeil (Castoreum) wird aus den Drüsensäcken des Bibers gewonnen. Diese wurden den Tieren einfach genommen und die Biber verloren nach diesem Eingriff ihr Leben. Dieser tierische Duftstoff dient den Tieren eigentlich zum Markieren des Reviers und zur Fellpflege.

Wie wird Bibergeil gewonnen?

Auf Biberfarmen wird Bibergeil auch heute noch gewonnen. Dazu werden Behälter aufgestellt, an denen die Tiere das Sekret abstreifen. Auch in der Lebensmittelindustrie wird das Bibergeil zur Aromatisierung diverser Speisen verwendet. Ein Duft mit Castoreum ist beispielsweise Cruel Intentions von Parfümeur Kilian Hennessy.

Parfums mit Bibergeil

Auch nachfolgende Düfte werden durch Bibergeil erst so richtig rund:

  • Lancome Magie Noire EdT (1978)
  • Guerlain Shalimar EdP
  • Juliette Has A Gun Midnight Oud
  • Le Labo Labdanum 18
  • Amouage Epic Man

Diese kleine Auswahl zeigt: Die tierische Duftnote Bibergeil findet sich vornehmlich in orientalischen Düften (oft zusammen mit Oud) und Parfüms, die Leder als Duftbaustein (Cuir) enthalten. Das Sekret ist kaum mehr in Mainstream-Parfums vorzufinden. Vornehmlich begegnet man Bibergeil in Nischendüften und älteren Düften wie zum Beispiel:

  • Jil Sander Man Pure Eau de Toilette (1981)
  • Davidoff EdT (1984)
  • Jil Sander Man Two EdT (1982)
  • Laura Biagiotti Roma Eau de Parfum
  • Laura Biagiotti Roma EdT (1988)

Auswirkungen der natürlichen Gewinnung tierischer Duftnoten

Die wertvollen Eigenschaften von Amber, Castoreum, Moschus und Zibet in Parfüm führten dazu, dass viele betroffene Tierarten an den Rande der Ausrottung getrieben wurden. Tierische Duftstoffe waren neben der Parfumherstellung auch in der Medizin gefragt und beliebt. Durch diese beiden hauptsächlichen Verwendungsbereiche besteht ein enorm hoher Bedarf, der durch natürliches Vorkommen und tierleidfreie Gewinnung tierischer Duftstoffe nicht mehr gedeckt werden kann.

Heutzutage stehen beispielsweise die vom Aussterben bedrohten Moschushirsche unter Naturschutz und der labortechnische Nachbau der Sekrete hilft dabei, die gefährdeten Arten zu schützen. Es ist daher zu begrüßen, dass mittlerweile sehr oft zugunsten des Tierwohls auf die Tiersekrete verzichtet und synthetische Duftbausteine zurückgegriffen wird.

1 Kommentar
  1. Noorhan Saleh sagte:

    Hallo, bilden Sie auch Schüler aus? Um die Tierische Duftstoffe mischen oder herzustellen und dieser Toller Beruf zulernen?

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert