Wie entsteht ein neues Parfüm?
Als Kunde erfreuen wir uns an den vielen schönen Düften, die in der Parfümerie in bezaubernden Flakons nebeneinander aufgereiht die Regale schmücken. Doch wie entsteht ein neues Parfüm? Braucht ein Parfümeur, um ein Parfüm kreieren zu können, einen Auftrag eines Unternehmens oder kann er unabhängig eine erlesene Duftessenz komponieren, die er dann feil bietet? Wir möchten Ihnen mit diesem Artikel ein wenig von der Entstehung einer neuen Duftkomposition berichten.
Wer entscheidet über die Entwicklung einer Duftessenz?
Eher selten experimentiert heute noch ein Parfümeur mit seinen erlesenen Essenzen herum, um selbständig ein Parfüm kreieren zu können. Meist unterhalten parfümherstellende Unternehmen eigene Parfümeure oder beauftragen freie Duftkompositeure. Die Entstehung eines neuen Duftes ist wettbewerbsorientiert ausgelegt und orientiert sich an marktwirtschaftlichen Vorgaben.
Parfümherstellende Konzerne treten überwiegend mit einer konkreten Vorstellung an den Parfümeur heran. Der Konzern gibt die Rahmenbedingungen für ein neues Parfüm vor. Kosten, Entwicklungszeitraum sowie gröbere Angaben zur gewünschten Duftkomposition werden bei der Auftragsübermittlung vorgegeben.
Häufig gibt es auch konkretere Vorgaben zum Duft. So wünscht der Auftraggeber vielleicht die Verwendung einer bestimmten Duftessenz, die in die Neuschaffung integriert werden soll. Kunden treten nicht selten an den Parfümeur heran, um von ihm ein Parfüm in Auftrag zu geben, das duftet wie ein Rosenbeet in der Bretagne am frühen Sommermorgen, in dessen Nähe ein Jasminbaum steht. Nun ist der Parfümeur gefragt, der die Wünsche des Auftraggebers künstlerisch umsetzt und die Entstehung eines neuen Duftwassers kann beginnen.
Die Sprache der Parfümeure
Damit Duftstoffhersteller und Parfümeure beim Parfüm kreieren untereinander verständlich kommunizieren können, haben sie ihre eigene Sprache entwickelt. Sie bezeichnen die Duftphasen eines Parfüms in der Duftpyramide als Kopfnote, Herznote und Basisnote. Die Duftphase selbst, also die Entwicklung des Parfüms auf der Haut von Opening über Mittelnote bis Fond wird in der Fachsprache Duftablauf genannt.
Bestimmte Duftrichtungen werden in sogenannte Duftfamilien eingeordnet. Auch eine Unterteilung in Farben ist möglich. Eine Duftessenz oder ein Parfüm kann auch grün oder grasig grün bezeichnet werden. Das Erlernen der Sprache der Parfümeure ist vergleichbar, wie das Lernen von Vokabeln einer Fremdsprache. Wichtige Fachbegriffe erklären wir übrigens in unserem Parfüm Glossar.
Durch die Sprache der Parfümeure kann zum Beispiel der Auftraggeber dem Parfümeur seine Vorstellung für ein neues Parfüm präzise übermitteln. Um beim Beispiel des Rosenbeets in der Bretagne mit dem Jasminbaum zu bleiben, könnte der Auftraggeber noch um weitere Eigenschaften wie chypre, blumig oder würzig ergänzen. Der Parfümeur bekommt so ein exakteres Bild und kann demnach auch sehr exakt den Auftrag realisieren und die Entstehung der neuen Duftkomposition gemäß den Wünschen des Auftraggebers ausgestalten.
Von Essenzen zur Duftkomposition
Die moderne Duftindustrie macht es möglich, Riechstoffe synthetisch nachzubilden. Dem Parfümeur stehen so etwa 200 natürliche Duftstoffe sowie etwa 2000 Synthetikduftstoffe zur Verfügung, um daraus ein Parfüm kreieren zu können. Davon bilden etwa 900 Duftessenzen die Basis des Parfümeurs. Er kennt die Eigenschaften jeder einzelnen Duftessenz.
Zur Mischung ist dies unerlässlich, da jede Essenz ihre spezifische Eigenschaft hat. So verhalten sich bestimmte Kombinationen von Essenzen ganz individuell. Die Duftessenzen unterschieden sich nicht nur im Geruch, sondern auch in ihrer Haltbarkeit, dem Verflüchtigungsgrad, hinsichtlich der Hautverträglichkeit sowie der Hitzeverträglichkeit. All diese Charaktere der Essenzen müssen zusammen harmonieren und darüber hinaus sich auch zu einem betörenden Duft vereinen.
Nachdem der Parfümeur ein neues Parfüm bis zur Vollendung komponiert und der Auftraggeber von der neuen Schaffung überzeugt ist, beginnt nach der Entstehung die Produktion im großen Stil. Früherer Parfümeure verwendeten zur Duftkomposition mitunter bis zu 300 verschiedenen Essenzen.
Heutige Düfte beinhalten dagegen selten mehr als 10 bis 80 Duftessenzen. Der Durchschnitt liegt bei etwa 30-50 Riechstoffen, selten können es auch schon mal an die 200 oder gar bis zu 380 sein, die einem Parfüm seine ganz individuelle Note geben. Jedoch gelangen solch komplex komponierten Düfte eher nicht in den Handel, da sie unbezahlbar wären.
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