Methoden der Duftgewinnung

Methoden der Duftgewinnung aus Blüten

Methoden der Duftgewinnung
So selbstverständlich es ist, ein fertiges Parfüm zu kaufen, so hoch komplex ist jedoch die Technik, die hinter der Parfümherstellung steht. Um Duftstoffe zu gewinnen, gibt es mehrere Verfahren in der Parfümherstellung, mittels derer es möglich ist, Duftmoleküle zu separieren und Ätherische Öle zu gewinnen. Die traditionelle Duftgewinnung wurde im Laufe der Zeit durch weniger kostspielige Gewinnungsverfahren ersetzt. Methoden zur Duftgewinnung wie Enfleurage und Mazeration gehören zu den wirtschaftlich nicht attraktiven.

Verschiedene Methode der Duftgewinnung

Nachfolgend stellen wir Ihnen einige der Verfahren zur Gewinnung von Duftstoffen stark vereinfacht beschrieben dar. Die erwähnten Gewinnungsverfahren werden nicht nur zur Herstellung von Parfümölen verwendet. Welche Methode zur Anwendung kommt, hängt in der Regel von der wirtschaftlichen Rentabilität sowie den Eigenschaften des Duftpräparats ab.

Als Duftpräparat selbst wird meist ein Pflanzenteil verwendet, aus dem Ätherische Öle gewonnen werden. Dabei kommen nahezu alle pflanzlichen Teile in Betracht: Blüten, Samen, Blätter, Fruchtschalen, Rinde, Harz, Holz oder auch Wurzeln werden verwendet, wenn sich darin Ätherische Öle befinden. Einzelne Pflanzenteile von einer Pflanze können sich in ihrer chemischen Zusammensetzung stark differenzieren und duften dementsprechend anders.

Duftgewinnung für Parfümöle: Enfleurage und Mazeration

Enfleurage und Mazeration sind Absorptionsverfahren, die für die Parfümherstellung und in der Duftgewinnung äußerst bedeutsam sind. Beim Gewinnungsverfahren Enfleurage à froid werden Glasplatten mit duftneutralem Schweine- oder Rinderschmalz bestrichen und anschließend täglich mit frischen Blüten bestreut, um sie leicht in die Fettmasse zu pressen. Dieses Prozedere der Duftgewinnung führt man mehrmals über einen längeren Zeitraum, mitunter über Monate hinweg, fort.

Enfleurage à froid: Blüten geben Ätherisches Öl an Fett ab

Es entsteht dabei eine Sättigung des Fettes mit dem ätherischen Öl der Blüten. Das Gemisch bezeichnet man als Pomade. Den Begriff Pomade erweitert man mit der Anzahl, wie häufig das Fett mit frischen Blüten bestreut wurde. Anschließend werden die Glasplatten mit Alkohol ausgewaschen. Auf diese Weise lässt sich das Duftöl vom Fett trennen und so entsteht die edle wie auch sehr teure Essence absolue d’enfleurage.

Mazeration / Enfleurage à chaud – Duftgewinnung durch erhitze Fette

Die Enfleurage à chaud, die auch als Mazeration bekannt ist, ist eine zeitlich wesentlich lukrativere Variante der Duftgewinnung für Parfüm. Bei ihr werden Fett und Blüten in einem Trog verrührt und auf etwa 60 °C erhitzt. Diesen Vorgang wiederholt man mehrmals mit frischen Blüten, bis die gewünschte Konzentration an Ätherischem Öl erreicht ist. Auch hierbei erfolgt anschließend die Auswaschung vom ätherischer Öl sowie die Isolierung mit Alkohol und so entsteht das Mazerat.

Blüten zur Duftstoffgewinnung

Wasserdampfdestillation

Neben Enfleurage und Mazeration gibt es weitere Methoden, Duftstoffe für die Parfümherstellung zu gewinnen. Eine weitere Möglichkeit ist die Destillation. Als Wasserdampfdestillation oder Trägerdampfdestillation bezeichnet man das Gewinnungsverfahren, das vorwiegend Verwendung findet, um schwer flüchtige, Stoffe aus Duftpräparaten zu trennen, die nicht wasserlöslich sind.

Duftstoffgewinnung durch Wasserdampfdestillation

Es handelt sich bei ihr um ein thermisches Trennverfahren. Duftpräparat und heißes Wasser werden in ein Behältnis gegeben, in das Wasserdampf eingeleitet wird. Die leichter flüchtigen Anteile des Präparats sowie der Wasserdampf verdampfen und werden gasförmig zu einem Kühler geleitet, wo beides zu Flüssigkeit kondensiert.

Für welche Materialien eignet sich Wasserdampfdestillation als Methode der Duftgewinnung?

Da die Präparate meist eine geringe Dichte als Wasser haben, ist das Auftreiben als Kondensat (evt. auch das Aufschwimmen) möglich. Als wenig wasserlöslicher Stoff trennt sich der Riechstoff im Destillat als zweite Phase ab und kann im weiteren Gewinnungsverfahren als Extraktion separiert werden. Diese Methodik eignet sich für die Duftgewinnung von

  • Nadelbäumen
  • Lorbeer
  • Wacholder
  • Fenchel
  • Muskat
  • Zimt
  • Anis
  • Oregano

und vielen anderen mehr. Gerade diese eher herben und würzigen Aromen bieten eine ungeheure Vielfalt im Bereich Parfüm.

Duftgewinnung: Kondensat fängt Duft ein

Neben Mazeration und Enfleurage auch Schnellextraktion

Duftpräparate werden zerkleinert und mit gereinigtem Seesand verrieben. Später erfolgt die Anreicherung des Präparats mit dem flüchtigen Lösungsmittel Ethanol sowie das Auffangen des Filtrats mit einem speziellen Filter. Die ethanolische Lösung, Tinktur genannt, kann ähnlich wie ein Parfüm direkt auf die Haut aufgetragen werden oder nach der Verflüchtigung des Ethanols. Dabei verflüchtigen sich allerdings auch viele Duftmoleküle, so dass die Duftintensität dabei abschwächt.

Duftstoffgewinnung durch Kaltpressverfahren

Duftpräparate werden in gereinigter Form stark zerkleinert, um sie dann kaltpressen zu können. Anders, als bei Mazeration und Enfleurage wird dabei zunächst das ätherische Öl in unreiner Form extrahiert. Es entsteht ein Wasser-Öl-Gemisch, aus dem das Öl von der Emulsion abgetrennt werden kann. Dies kann unter der Beigabe von Öl passieren oder per Behandlung mit Ethanol oder Propylenglykol. Anschließend erfolgen Auswaschung und Filtration. In der Parfümherstellung ist dies eine lukrative Option, denn es erlaubt die schnellere Duftstoffgewinnung für das Parfüm.

Trennverfahren der Extraktion

In der Parfümherstellung ist ein weiteres Verfahren zur Gewinnung der Duftmoleküle bekannt. Die Extraktion ist ein Trennverfahren, das physikalisch abläuft. Erwärmte Lösungsmittel werden gemeinsam mit Duftpräparaten auf Rostbleche eines Extraktionsbehälters gelegt. Die ätherischen Öle gehen beim Kontakt mit den Lösungsmitteln in die Flüssigkeit über.

Die Präparate werden so oft ausgetauscht, bis eine Sättigung erfolgt ist. In einem bestimmten Destillationsverfahren werden die Lösungsmittel von den ätherischen Ölen getrennt. Zurück bleibt das Essence Concrète, ein wachsartiger Stoff. Das Essence Concrète wiederum unterzieht der Fachmann bei der Duftgewinnung nochmals einer weiteren Destillation, um den reinen Duftstoff für Parfüm zu isolieren.

Extraktion durch Lösungsmittel – Das hochkonzentrierte Absolue

Häufig finden sich in der Parfümbeschreibung die Begriffe “Absolu” bzw. “Absolue”. Falls Sie sich fragen “Was bedeutet Absolue?”, finden Sie hier die Antwort. Hochkonzentrierte, natürliche und aromatische Substanzen werden als Absolue, manchmal auch als Absolut oder Absolute, bezeichnet.

Die Duftkonzentration ist bei Absolues deutlich höher, als bei herkömmlichen ätherischen Ölen. Absolue Öl ist qualitativ sehr hochwertig und daher auch teuer, als normale Ätherische Duftöle.

So funktioniert die Duftstoffgewinnung von Absolue

Bekannte Beispiele sind Jasmin-Absolue und Rosenabsolue. Rosenduft, der durch die Destillation gewonnen wird, ist bei Weitem nicht so intensiv, wie Rosen-Absolue.

Die Extraktion von Absolue Oil wird mit Hilfe flüchtiger Lösungsmittel durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen besonders schonendes Gewinnungsverfahren. Es erfolgt keine Hitzeeinwirkung, wie etwa bei dem Verfahren der Wasserdampfdestillation. Die Extraktion der Duftstoffe aus pflanzlichem Material erfolgt bei Zimmertemperatur.

Dafür wird pflanzliches Material eingelegt in eines dieser Lösungsmittel:

  • Ethanol
  • Hexan
  • Methanol
  • Petrolether
  • Tuluol

Nach ausreichender Einwirkzeit, wird durch Kühlen, Filtern und Verdampfen das Lösungsmittel entfernt. Zurück bleibt eine lösungsmittelfreie, aromaintensive Paste, die als Konzentrat bzw. Concrète bezeichnet wird. Durch das Versetzen mit Alkohol und anschließende Filtration wird das flüssige Absolue gewonnen.

Duftgewinnung von Absolue bei diesen Blüten und Pflanzenteilen

Aufgrund dieses schonenden Gewinnungsverfahrens zeichnen sich die Absolues durch einen sehr reinen, klaren und authentischen Duft aus, der dem ursprünglichen Pflanzenmaterial besonders nahe ist.

Verschiedene Blüten und andere organische Materialien sind derart fragil, sodass lediglich durch dieses sanfte Gewinnungsverfahren bei Zimmertemperatur und mit Hilfe von Lösungsmitteln ein hochkonzentriertes Absolue gewinnen lässt.

Bekannte Blüten und Materialien pflanzlicher Herkunft, die häufig als Absolue gewonnen werden:

Absolue Öle finden nicht nur in der Haute Parfumerie Anwendung, sondern kommen insbesondere in der Kosmetik sowie bei der Aromatherapie zum Einsatz. Denn hier geht es häufig nicht nur um den Wohlgeruch, sondern um die positiven kosmetischen oder aromatherapeutischen Nutzeigenschaften (z. B. entzündungshemmende oder psychisch wirksame Eigenschaften).

Lesetipp: Jasmin wirkt ähnlich wie Valium

Synthetische Duftstoffgewinnung

Unter den Parfumos sind synthetische Duftstoffe nicht immer beliebt. Obwohl sie umstritten sind, haben Synthetikduftstoffe auch einige Vorteile. Einerseits sorgen sie für gleichbleibende Qualität, andererseits gibt es Duftstoffe, die ohne die synthetische Duftstoffgewinnung kaum mehr möglich wären.

Gleichbleibende Qualität bei diesem Gewinnungsverfahren

Die synthetische Duftstoffgewinnung durch die Molekülsynthese bringt den großen Vorteil mit sich, dass die Riechstoffe immer eine gleich bleibende Qualität haben, da sie nicht, anders wie bei natürlichen Duftstoffen naturbedingten Schwankungen unterliegen. Viele urteilen diese Variante zur Parfümherstellung eventuell fälschlich als gesundheitsschädigend ab.

Doch ist diese Pauschalierung nicht zwingend richtig. Denn natürlich gewonnene Duftstoffe enthalten oftmals auch Bestandteile, die als kennzeichnungspflichtige Allergene bekannt sind. Bei synthetisch hergestellten Duftstoffen soll das Allergierisiko ausgeschaltet sein. Weiter sind insbesondere auch tierische Duftstoffe kaum mehr ethisch vertretbar gewinnbar.

Der sehr gern eingesetzte Duft Moschus, der vom Moschushirsch gewonnen wurde, rührt inzwischen fast ausschließlich von der synthetischen Herstellung. Da zuvor der Moschusduft lediglich aus einer Bauchdrüse des Moschushirschs gewonnen werden konnte, hat die synthetische Herstellung von Moschus der Arterhaltung beigetragen.

Duftgewinnung durch Molekülsynthese für hochwertige Duftöle

Bereits seit 1888 wird Moschus synthetisch erzeugt. Unter der Molekülsynthese werden mit Hilfe eines Gaschromatographen werden verdunstende Duftmoleküle von ätherischen Ölen getrennt und analysiert. Anhand der ausgewerteten Daten lassen sich Riechstoffe so nachbauen.

Mit der Molekülsynthese lässt sich nahezu jeder Duft naturidentisch rekonstruieren. Synthetische Duftstoffe können sogar qualitativ höherwertiger sein, als natürliche Duftstoffe. Des Weiteren sind sie oftmals erheblich günstiger als andere Methoden der Duftgewinnung. Bei dem Duftextrakt von Jasmin liegt der Preis nur bei etwa 1/10 dessen, was das natürliche Essenz kostet. Gegenüber Verfahren wie Enfleurage oder Mazeration ist diese Duftgewinnung für Parfüm insgesamt weitaus lukrativer.

1 Kommentar
  1. Parfümfreak sagte:

    Super Seite! Parfumo find ich auch gut. Hier ist es persönlicher und nicht so viele verschiedene Ansichten. Bisher bin ich mit euch und euren Tipps immer gut klar gekommen. Freu mich immer auf neue Parfümvorstellungen. Kann man eigentlich auch Düfte vorschlagen, die ihr dann beschreibt? Habt ihr keine Möglichkeiten, über die Parfümhäuser Proben für eure Leser zu erhalten? Läuft doch bestimmt gut die Seite, oder?

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